Ein Hauch Miami weht durch Deutschland, besonders in den nördlicheren Gebieten zur Herbstzeit, denn der Grünkohl ist hier auch unter „Friesischer“ oder „Oldenburger“ Palme bekannt.
Grünkohl ist von allen verbreiteten Kohlformen der Wildform der Kohlpflanze am ähnlichsten. Seinen Ursprung hat er wahrscheinlich in Griechenland. Dort wird 400 v. Chr. ein krausblättriger Blattkohl beschrieben. Bei den Römern war er eine Delikatesse.
Typische Anbaugebiete heute sind Mittel- und Westeuropa, Nordamerika und Ost- sowie Westafrika. Im Norden Deutschlands streiten sich alle Jahre wieder die Städte Bremen und Oldenburg darum, wessen „Spezialität“ der Grünkohl denn nun ist. Die längste Tradition können die Bremer nachweisen, die seit 1545 ein öffentliches Grünkohlessen zelebrieren.
Besonders bezeichnend für dieses Gewächs ist der Name Krauskohl. Je nach Sorte können die Blätter an den langen grünen Stielen verschieden stark gekraust sein.
Entgegen der weitverbreiteten Rezeptur des längeren Kochens kann Grünkohl auch mit kürzerer Garzeit zubereitet werden. Blanchiert schmeckt er durchaus auch im Salat, der mit kräftigen Aromen wie Speck, Schinken und Zwiebeln verfeinert werden kann.
Grünkohl ist ernährungsphysiologisch der Spitzenreiter unter den Kohlarten. Er enthält besonders wertvolles Eiweiß, Kohlehydrate und einen hohen Anteil an Kalium, Calcium, Phosphor, Magnesium, Natrium und Eisen.
Es heißt oft, dass der nach den ersten Frösten geerntete Kohl besser schmecke. Tatsächlich spielt der Frost keine Rolle, sondern es kommt auf die späte Ernte und allgemein kühle Temperaturen an. Langsam reifender Grünkohl enthält kaum noch Stärke, die umgewandelt werden könnte aber durch die Photosynthese bildet er weiterhin Traubenzucker – der Zuckergehalt der Kohlblätter steigt an. Da dies aber nur bei der lebenden Pflanze stattfindet, kann der Effekt der späten Ernte nicht durch kurzes Einlagern des geernteten Kohls in der Kühltruhe imitiert werden.